Freitag, 28. Oktober 2016

Im Jahre 1976 an einem warmen Sommertag

Es begann alles an einem warmen Sommertag im Jahre 1976, ab diesem Moment war es meiner Mutter noch nicht bewusst, was sie alles erwarten sollte.
Es wurde nur gesagt, dass sie Verwandte in Wien besuchen gehen und ein paar Tage dort bleiben werden, doch es war nicht so, wie es gesagt wurde. Doch wie sollte es meine Mutter mit ihren sieben Jahren verstehen.

Die Reise nach Wien
Meine Großeltern, mein Onkel, meine Tante und meine Mutter stiegen ins Flugzeug ein. Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie sich in diesem Moment wie ein Vogel gefühlt hat, der über die Wolken fliegt, da sie zum ersten mal geflogen ist. Angekommen in Wien sind sie in die Wohnung von meinem Opa gegangen, da mein Opa öfters nach Wien kam, hatte er schon eine Wohnung.

Heimatweh
Es vergingen Tage und Wochen, doch keiner flog zurück in die Türkei. Meine Mutter hat mir erzählt, wie sie jedes Mal mit meiner Tante ihre Koffer eingepackt haben und damit zu meinem Opa gingen und sagten „Wir wollen zurück“, woraufhin mein Opa jedes Mal sagte: „Bald fliegen unsere Verwandten in die Türkei zurück, wir schicken euch dann einfach mit ihnen mit.“ Doch das entsprach nicht der Wahrheit. Es vergingen Monate und keiner der Verwandten flog in die Türkei zurück. Die Ausrede sollte nur eine Beruhigung für sie sein, damit sie nicht jedes Mal weinen sollten.
Einmal wurde meine Mama gesagt, dass sie zu einem Fotografen gehen, um ein Familienfoto zu machen. Doch es war kein Familienfoto, sondern ein Passfoto. Ab diesem Moment war es sicher, sie würden ab jetzt immer in Wien wohnen und hier in die Schule gehen. Es war schlimm für meiner Mutter, in einem Land zu leben, wo sie keinen kannte und kein Wort Deutsch sprechen konnte. Jeden Abend brachte meine Oma meiner Mutter und meiner Tante das Zählen bei. Am Beginn des ersten Schultages war alles fremd, sie konnte mit niemandem sprechen, da jeder nur Deutsch sprach. Doch nach ein paar Jahren ging es schon besser mit der deutschen Sprache und der Schule. Es vergingen Jahre und man gewöhnte sich schon langsam an das Land.
Jetzt sind schon 40 Jahre her, seitdem meine Mama ihr Heimatland verlassen musste und die Sehnsucht, eines Tages wieder in der Türkei zu leben, steckt immer noch tief in ihr.

Edanur Ö. (2BK)

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