Freitag, 28. Oktober 2016

"Schwabo oder Kanake?"

Was bist du eigentlich? Ich bin Österreicher! Definitiv meine Antwort an die Menschen, die meinen, über einen mehr zu wissen als man selbst. Ich identifiziere mich als Österreicher und nicht als Türke, ob es meinen „Abi´s“ oder Verwandten gefällt, interessiert mich nicht.

„der Goliath aus dem 14ten“
1996 bin ich in Wien auf die Welt gekommen und meine Ära als „am besten integrierter Türke“ begann. Aufgewachsen bin ich in einem der noch "normalen" Bezirke in Penzing, auch bekannt als der „Goliath“ aus dem vierzehnten Bezirk mit einer Größe von 2,05m. Meine Eltern zogen mich sehr weltoffen auf. Obwohl mein Vater kaum Deutsch konnte, fixierte er sich darauf, mit mir gemeinsam Deutsch zu lernen und gemeinsam mit ihm machte das sogar Spaß.
Meine Mutter ist in Wien geboren und genauso wie ich zweisprachig aufgewachsen. Ich habe sowohl als Kind als auch als Jugendlicher immer katholische Privatschulen besucht, weil meine Eltern sehr viel Wert darauf gelegt haben, dass ich während meiner Schullaufbahn kaum mit anderen Migranten in Kontakt komme. Das hat den Grund, dass angeblich viele Migranten vom richtigen Weg abkämen oder sich schlecht benähmen. Leider muss ich meinen Eltern Recht geben. Wenn ich zum Kicken in den Käfig gehe, treffe ich auf genau solche Migranten, vor denen mich meine Eltern fernhalten wollten: Schulabbrecher, kriminell, wettsüchtig. Da ich selten im Park bin, konnten sie mich nicht beeinflussen, wäre ich aber mit ihnen in die Schule gegangen, wer weiß, wo ich dann heute wäre.

„Türken können meist eh Fußball spielen“
Trotz der ganzen Befürchtungen meiner Eltern, dass das „Sündenfreie Schaf“ sich falsche Freunde aneignen würde, hatte ich genauso aber „normale“ Migranten als Freunde. Sei es aus dem Verein bei dem ich spielte als auch aus der Schule. Ich habe 14 Jahre lang im Verein Fußball gespielt und habe auch so einige Titel erlangen können. Ich war vierfacher Meister in der Wiener-Liga und bin zweimal der beste Torschütze gewesen. Star hin oder her, eine Verletzung hat mich dann aus der Bahn geworfen.

 „Ein Türke in der Politik“
Laut meiner Freunde bin ich der „am besten integrierter Türke“, das liegt wahrscheinlich einerseits daran, dass ich nur mit Österreichern und somit auch mehr als üblich für einen „Türken“ mit der österreichischen Kultur aufgewachsen bin, andererseits aber auch daran, dass ich nur katholische Privatschulen besucht habe. Die Junge ÖVP hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich bin seit ich 16 Jahre alt war in der Politik aktiv und das in einer konservativen Partei. Ganz unüblich ist das eigentlich als „Türke“. Mein bisher größter Erfolg war letztes Jahr. Die Möglichkeit zu haben, stellvertretender Landesschulsprecher zu werden, ist schon was Abgefahrenes. Vor allem dann, wenn Politiker meist überrascht darüber sind, wie gut ich Deutsch spreche. Man ist im ständigen Kontakt mit Menschen aus den höchsten Rängen der Regierung. Das Ganze heißt natürlich nicht, dass ich meine Wurzeln vergessen habe oder vergessen werde. Ich beherrsche sowohl die türkische als auch die deutsche Sprache in Wort und Schrift, aber fühle mich eben zum Land Österreich mehr hingezogen.

„Du bist ein Türke“
Meine türkischen Freunde hören das nicht gerne, weil sie immer meinen, dass ich meiner Heimat, der Türkei, mehr Respekt erweisen sollte, aber meine Heimat ist die Republik, das Land Österreich. Ich bin hier geboren, hier aufgewachsen, kenne jede Ecke, was ich von der Türkei aber nicht behaupten kann.
Was habe ich denn der Türkei zu verdanken? Nur, dass meine Vorfahren dort lebten oder noch leben und somit ich auch lebe. Dafür bin ich dem Land auch dankbar, aber das war es auch. Ob „Land der Berge“ oder „Korkmaz, sönmez bu Safak“ (Anm.d.Red.:erste Zeile der türkischen Nationalhymne) ich identifiziere mich als Österreicher. 

Ömer Ö. (4AK)

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